Blog #12 – Schrott-Coaching

Heute greife ich ein Thema auf, das in der letzten Ausgabe Nummer 26 der Wochenzeitung „Die Zeit“ behandelt wurde. Der Titel war „Next Level Mindset“. Es ging um die in den letzten Jahren neu entstandene Zunft der Life-Coaches.

Das Cover trägt die Aufforderung: „Investier in Dich!“.

Sehr lesenswert!

https://www.zeit.de/2023/26/life-coaches-geschaeftsmodell-manipulation

Ich möchte Stellung nehmen, denn die Autoren sprechen mir wirklich aus dem Herzen.

Mir geht es mit diesem Kommentar um die Bildung von Sensibilität bei der Auswahl eines Coachings.

Beim Erstellen eines Google My Business Profils folgen die in Deutschland auswählbaren Berufskategorien der englischen Google-Originalvorgabe. Der Begriff Life-Coach ist verfügbar, so wählte auch ich in meinem Google-Profil diese Bezeichnung, da sie für die Art von Coaching, die ich betreibe, noch am nächsten mit dem Anliegen meiner Arbeit kongruent ist. Dennoch habe ich nach wie vor Bauchschmerzen damit, mich Life-Coach zu nennen und freiwillig würde ich dies auch nicht tun, wenn die Auswahl bei Google nicht derart eingeschränkt wäre.

Die Berufsbezeichnung des Coaches ist ungeschützt und in Deutschland unreguliert.

Das ist auch der Grund, warum sich JEDER Coach nennen kann. Und damit einher geht natürlich neben der seriösen und höchst sinnvollen Geschäftstätigkeit spezialisierter Coaches in vielen Bereichen, die Existenz von bestimmten Persönlichkeits-Typen, die sich offenbar besonders gerne Life-Coach nennen.

Hinter den Angeboten der speziell im Internet per Social-Media-Kampagnen sichtbaren üblichen Verdächtigen, die hier namentlich nicht mehr genannt werden müssen und das „Big Business“ durch Coaching kultivieren wollen, stehen häufig unseriöse und durch strukturvertriebsähnliche Geschäftspraktiken auffallende Individuen und Organisationen, die sich inflationär mit ihrer Genialität dem Publikum anbiedern.

„Investiere in Dich!“ ist gleichbedeutend mit „Ich will Dein Geld!“ und „Mir ist egal, wen ich ausnutze!“.

„Die dümmsten Kälber suchen sich ihre Schlächter selber!“ muss man hier wohl sagen.

Diese kommerziell offenbar lukrative Welle von völlig überzogenen Coaching-Versprechen, die uns jeden Tag im Internet entgegenschwappt, kann die Reputation eines ganzen Sektors mit enorm viel Potenzial für die Gesellschaft in Mitleidenschaft ziehen. Ich bekomme hier regelmäßig Bauchschmerzen, wenn ich auf diese „Angebote“ stoße.

Mein Wunsch wäre es, dass Klienten, die an den Diensten von Coaches Interesse zeigen, sehr erwachsen und differenziert deren Dienstleistungsversprechen und Absichten prüfen.

Die Wahrnehmung des eigenen Bauchgefühls reicht in vielen Fällen schon, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Wie schon Jan Böhmermann in einer genialen Sendung des ZDF Magazins Royale im Februar 2023 aufdeckte, gleichen die Maschen und Marketing-Kampagnen von sogenannten Erfolgs-Coaches und Business-Coaches Strukturen, die wir aus den wilden Nach-Wende-Zeiten kannten (Stichwort: Strukturvertrieb oder Pyramiden-Organisationen), von denen man hoffte, sie würden nie zurückkehren.

Was ist zu bedenken bei der Auswahl eines seriösen Coachings?

Entscheidend ist das Anliegen. Menschen, die einen Mangel in finanziellen Dingen mit einem Quick-Fix-Coaching heilen wollen, werden sich möglicherweise schnell in noch größeren finanziellen Schwierigkeiten wiederfinden, wenn sie sich für diese Erfolgs-Coaches, die bereits in der Anbahnung oft eine ziemlich dubiose Aura umweht, entscheiden.

Beim Beginn der Auswahl eines Coachings geht es um den Menschen, der entweder online oder in Präsenz vor einem sitzt. Es geht als Klient oder Coachee darum, herauszubekommen, was die Motivation für die Gründung eines Coaching-Unternehmens war und welche Zielrichtung mit welchen Mitteln und Methoden verfolgt wird.

Merke: Der Coach verkauft nichts als sich selbst, also seine Persönlichkeit und seine gesammelte Lebenserfahrung, gekoppelt mit seinen erlernten Methoden und seiner speziellen Expertise für die Anliegen seiner Klienten.

Welches Ziel das Coaching verfolgt, muss klar ausdifferenziert sein. Dies ist die Nische des Coaches.

Coaching basiert auf dem Abschluss eines Dienstleistungsvertrags.

Es wird vertraglich kein Erfolg geschuldet. Der Coach sollte jedoch keinen Zweifel daran lassen, dass ihm der Erfolg des Klienten wirklich am Herzen liegt, und das klärt sich in der Regel bereits sehr greifbar bei der Auftrags-Klärung und der Analyse des Anliegens.

Coaching hat einen wirklichen Mehrwert für Menschen, die sich Unterstützung wünschen.

Die Integrität der handelnden Person als Erfolgsfaktor Nummer 1 in diesem Sektor ist der entscheidende Schlüssel bei der Auswahl des Coaches.

Vor Vertragsabschluss ist immer die Art wie der Auftrag angenommen und konkret behandelt wird, das methodische Vorgehen, sowie die Persönlichkeit des Coaches zu begutachten.

Wenn dann die Chemie zwischen Auftraggeber und Dienstleister stimmt, die vertraglichen Rahmenbedingungen, die Klärung der Honorar-Höhe und die voraussichtliche Dauer eines Coachings geklärt sind, kann Coaching eine enorme Bereicherung bedeuten.

Dann ist es für den Klienten wirklich ein Investment, das Rendite abwirft.

Ich wünsche allen Lesern eine gute Hand dabei, diese interessante Branche des Coachings im Speziellen und der Lebensberatung im Generellen selbstwirksam mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zu entdecken.

Herzliche Grüße,

Michael Harms

NB: Ich verwende der Einfachheit halber keine genderorientierte Differenzierung, respektiere diese aber vollkommen. Ich greife aus reinen Zeitgründen zur konservativen Schreibweise. Es sei mir hoffentlich verziehen 😊

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