Blog #17 – Rückblick – Teil 1: Meine soziale Phobie

In den nächsten Wochen möchte ich diskrete Einblicke in mein altes Leben bis zu meinem Ausstieg aus der Angestellten-Karriere Mitte 2021 geben.

Ich tue dies, um Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen oder gemacht haben, Wege aufzuzeigen, Dinge effektiv  ändern zu können, ohne Angst vor dem eigenen Wandel haben zu müssen. Raus aus der Angst und hinein in den eigenen „Handlungsraum“.

Mein Wunsch ist es, praktikable Wege aufzuzeigen, wie persönliche Veränderung gehen kann und wie es sich anfühlt aus einem „sicheren Raum“ heraus, die Geschicke des eigenen Lebens selbstwirksam in neue Bahnen lenken zu können.

Mein Beratungs-Ansatz zielt nicht auf das Verabreichen von Optimierungs-Verhalten oder Performance-Steigerung ab.

Mich interessiert, wie wir es schaffen können, unsere in unserer Biografie erlernten emotionalen Verhaltensmuster so zu regulieren, dass wir uns selbst und unserem Umfeld keinen Schaden zufügen und uns gegenseitig besser unterstützen und fördern, um zu höchstmöglicher Balance in Arbeit, Privatleben und Gesellschaft beitragen zu können.

Psychotherapie meets Coaching meets Business meets Life!

Viel Spaß beim Lesen!

Das Foto zu diesem Blog zeigt mich im Mai 2018 auf einer Dienstreise nach Hong Kong.

Ich war zuständig als Bereichsleiter Vertrags-Rückversicherung für die Länder Taiwan, Hong Kong, Japan und Korea. Ferner hatte ich eine Schnittstellen-Aufgabe als Koordinator des Netzwerks der lokalen Büros in der asiatisch-pazifischen Region meines damaligen Arbeitgebers mit direktem Berichtsweg in den Vorstand.

Ich war 48 Jahre alt. Es war die Zeit, in der ich meinen Wandel zur beruflichen Veränderung bereits innerlich vollzogen, ihn aber noch nicht durchgeführt hatte. Es war die Zeit ein ganzes Jahr vor der Corona-Pandemie.

Ich hatte gerade meine private nebenberufliche Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie begonnen und  im Betrieb ein verändertes Aufgabengebiet zugeordnet bekommen. Es war ein Jahr nach meinem ersten Jakobsweg, der mir die Kraft zum Neuanfang gab.

Meine Priorität lag ab 2017 zunächst auf dem Wiedererlangen meiner körperlichen Fitness und meines beträchtlich in Mitleidenschaft gezogenen Gesundheitszustands.

In 2018 sah ich mich wieder in der Lage, einen Plan für die Zukunft zu schmieden und gleichzeitig mehr Bewusstsein für meine damals aktuellen beruflichen Herausforderungen zu entwickeln.

Der Beruf war fordernd, die Führungsspanne und das Aufgabenportfolio anspruchsvoll und die zahlreichen Dienstreisen in die pazifische Region auch körperlich intensiv spürbar.

In den Jahren bis 2015 bewegte sich meine Gesundheit permanent in Richtung Katastrophe.

Ich beschreibe auf meiner Website, welche Symptome mich dort geplagt haben.

https://safespaceforchange.de/ueber-mich/

Unter anderem litt ich von 1995 bis in die Zeit um 2015 unter einer ausgeprägten sozialen Phobie mit Panikattacken. Heute kenne ich die Gründe dafür sehr genau. Damals war ich dieser Erfahrung hilflos ausgeliefert.

Als fachliche Führungskraft arbeitete ich bereits seit einigen Jahren mit diesen Symptomen bis dann in 2012 eine Beförderung zum General Manager (Bereichsleiter) das Stress-Level noch einmal auf ein ganz anderes Niveau gehoben hat.

In den betreffenden Jahren der Rush-Hour meines Lebens gab es zusätzlich private Schicksalsschläge zu verdauen und die Erziehung von drei Kindern war eine weitere Herausforderung.

Das Wachstum in Asien-Pazifik in unserem Geschäftsbereich war atemberaubend.

Mit all dem mitzuhalten war kräftezehrend. Die soziale Phobie war ein enormer Energieräuber.

Die Schutzmechanismen, die ich mir in der Zeit antrainierte waren enorm. Ich erlebte das als das totale emotionale Dauerfeuer.

Ab 2012 sorgte dann die Firma für Coaching-Angebote für die neu beförderten Führungskräfte.

Diese hatten das Ziel, die Leistungsfähigkeit der Leitenden zu stärken. Ich nenne diese Richtung Performance-Coaching. Es gab auch erste Ansätze, das Thema Gesundheitsbewusstsein und Achtsamkeit in die interne Kurslandschaft des Arbeitgebers einzubauen.

Aufgrund der Aufmerksamkeit meiner direkten Führungskraft bekam ich ein Einzel-Coaching, welches darauf abzielte, meine emotionale Regulation in den Griff zu bekommen. Ich offenbarte meinem Chef damals sehr offen meine Probleme mit der Angst-Thematik und er erinnerte sich eines eigenen Coachings und der Kompetenz eines damaligen weiblichen Management-Coaches aus Hamburg, bei der er selbst eine sehr gute Erfahrung gemacht hatte.

Der Ansatz, der sich für mich als extrem hilfreich erwies war basierend auf der Methode EMDR, was für Eye Movement Desensitization and Reprocessing steht. Mittels Augenbewegungen und einem Mental-Programm, das auf Glaubenssatzarbeit basierte, reduzierte sich meine Angst vor der belastenden Situation nach wenigen Behandlungen auf ein Niveau, welches es mir erlaubte die angstauslösende Situation erstmals ohne Medikamente wieder aufsuchen zu können und mich darin dann wieder bewusst üben zu können.

Ich wurde wieder handlungsfähig und konnte die Flut an negativen Gefühlen, die mit der angstauslösenden Situation von meinem Gehirn assoziiert wurden, wieder aushalten. Mit der Zeit wurde das Aufsuchen der Situation immer einfacher und nach einem viertel Jahr erschien es mir fast, als hätte es diese Episode nie gegeben. Die Medikation konnte ich ausschleichen.

Ich war enorm dankbar dafür, im Rahmen eines betrieblichen Coaching-Angebots die nötige Unterstützung durch meinen Arbeitgeber zu finden, die mich überhaupt wieder handlungsfähig und danach beruflich funktional machen konnte. Damit waren nicht alle meine Probleme, die sowohl privater als auch dienstlicher Natur waren, gelöst, aber ich war wieder zurück in meinem Handlungsraum und konnte mich positiv fortentwickeln.

Ich erzähle dies, weil diese Geschichte zwei wichtige Erkenntnisse enthält.

  1. Trotz jahrelanger paralleler konventioneller Verhaltens- und tiefenpsychologischer Therapien mit Pharmakotherapie, die ich durchlief, veränderte sich meine soziale Phobie fast gar nicht. Die Nutzung der EMDR hingegen empfand ich als paradox aber hochwirksam. Der Grundstein für meine heutige berufliche Neuausrichtung wurde durch diese positive Erfahrung nebenbei gelegt. Und heute arbeite ich mit der Methode EFT in Therapie und Coaching, welche Elemente von EMDR beinhaltet aber auch Ansätze aus der Verhaltenstherapie und anderen Standard-Verfahren der Psychotherapie. Ich teile nun meine Erkenntnisse mit meinen eigenen Klienten und Patienten und sehe, was diese Methoden bewirken können.
  2. Ich war glücklich darüber, dass mein Arbeitgeber mir einen Coach zur Seite stellte, der mir eine positive Therapie-Erfahrung in kurzer Zeit verschaffen konnte, die mich wieder in meine eigene Kraft zurückführen konnte. Ich sah dies als eine enorm wertschätzende Geste meines Chefs und der Firma an, die letztlich das Budget für diese Maßnahme bereitstellte.

Die hier erzählte Geschichte ist der erste Teil, der detaillierter aufdecken wird, warum ich heute meiner Vision, Therapie- und Coaching-Ansätze auch im betrieblichen Umfeld bereitstellen zu können, weiter nachgehen werde.

Wir leben in einer herausfordernden Zeit. Die Arbeitswelt und die Welt um uns herum sind in einem enorm beschleunigten Wandel.

Soft Skills werden Hard Skills. Die Fachlichkeit und Kompetenz im Business ist eine Sache.

Die wichtigsten Ressourcen erscheinen mir das Erlangen emotionaler Kompetenz, emotionaler Intelligenz und die Fähigkeit sich emotional-kognitiv regulieren zu können und sich selbst gut wahrnehmen und behandeln zu können.

Dazu ist Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentwicklung die Essenz lebenslangen Lernens, um erfolgreich und gesund zu bleiben.

Im nächsten Teil geht es weiter.

Herzliche Grüße,

Michael Harms

NB: Ich verwende der Einfachheit halber keine genderorientierte Differenzierung, respektiere diese aber vollkommen. Ich greife aus reinen Zeitgründen zur konservativen Schreibweise. Es sei mir hoffentlich verziehen 😊

Foto Michael Harms

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