Blog #21 – Rückblick – Teil 5: Körperliche Gesundheit als Grundlage psychischer Gesundheit

Hier nun der bereits fünfte Teil meiner eigenen Erfahrungs-Reise, der sich damit befasst, wie ich körperliche Beschwerden, verursacht durch die eigene erlebte gesundheitliche Dysbalance in Beruf und Privatleben, selbstwirksam wieder in den Griff bekam.

Dieser Teil gibt Einblicke in Möglichkeiten und persönliche Experimentierfelder.

Speziell bei Ernährung sollten Dogmen hinterfragt werden. Denn was für den einen gut ist, kann für den anderen als Nahrung nicht so ideal sein.

Also werde ich meine positiven Erfahrungen teilen und den Begriff der Bio-Individualität erläutern.

Viel Spaß beim Lesen!

Nachdem ich den Jakobsweg in Portugal hinter mich gebracht hatte, erkannte ich erst, in welchem körperlichen Zustand ich diesen „kurzen“ Camino von ca. 230 Km ab Porto geschafft hatte.

Ich muss sagen, dass ich diesen Jakobsweg nicht wirklich akribisch vorbereitet hatte und auch gar keine Ahnung davon hatte, wie sich diese Herausforderung anfühlen würde und am besten meistern ließ.

Es wurde danach deutlich, dass mein Bewegungsapparat nicht so gut mitspielte und ich etwa 120 Km vor Santiago die Quittung in Form einer krassen Achillessehnenentzündung bekam. Dennoch ging ich im Humpel-Schritt weiter, musste aber auf dem Weg zwei Tage das Bein schonen und ein Stück die Bahn nehmen, um im Plan bleiben zu können.

Meine damalige Gesamtfitness war nicht die allerbeste und das war Grund genug für mich zu schauen, was ich für mich nutzen konnte, um wieder in einen besseren körperlichen Zustand zu gelangen.

Zu der Zeit hatte ich seit einigen Jahren sehr ungewöhnliche Leberwerte, die weit außerhalb der Norm lagen. Die untersuchenden Ärzte hatten darauf keine klaren Antworten und Hinweise, wie man diese Anomalie behandeln konnte oder wo sie konkret hergekommen war. Ich litt unter extremer Müdigkeit, so dass ich an einigen Tagen auf dem 30 Km Weg zur Arbeit rechts ranfahren musste, um eine viertel Stunde zu schlafen. Es war sehr schwierig, an manchen dieser Tage, die Augen offenzuhalten. Hinzu kam eine sehr lange Periode mit Schlafproblemen. Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten über einen langen Zeitraum wünsche ich Niemandem, denn das nimmt wirklich viel Lebensenergie aus dem Alltag. Mein Gesamt-Stress-Niveau schien an meinen Reserven zu zehren.

Es gab auch noch weitere hartnäckige körperliche Beschwerden wie chronische Nasennebenhöhlen- und Zahnentzündungen, die mir den Spaß am Leben gehörig einschränkten. Viele unwirksame Antibiotika-Behandlungen, die vollständig ins Leere liefen, taten ihr Übriges.

Ich befasste mich daraufhin sehr intensiv mit Ernährung und den Auswirkungen von Genussmitteln wie Kaffee, Tee und Alkohol auf die Gesundheit. Als ich im Rahmen einer alle 2 Jahre stattfindenden Generaluntersuchung, durch meinen Arbeitgeber bezahlt, dann die Aussage bekam, dass ich Gefahr liefe, einen Leberschaden zu bekommen, obwohl kein langfristiger Alkoholmissbrauch stattfand, allerdings ein mir heute erst klar gewordener schädlicher Gebrauch als eine Ursache über einen gewissen Zeitraum vorgelegen hatte, war das für mich der letzte Warnhinweis, meine Ernährungs-Gewohnheiten deutlich zu verändern.

Ich war fasziniert von den in der Öffentlichkeit diskutierten positiven Auswirkungen der pflanzlichen Ernährungsformen und entschied mich dafür, diese Kostveränderung auszuprobieren. Ich hatte in der Vergangenheit auch schon Erfahrungen mit Fastenkuren gemacht, die mir seinerzeit auch gutgetan hatten. Außerdem war ich nie ein großer Fleischfan und Milchprodukte vertrug ich auch nicht so gut und dachte, ich könnte es einmal mit dieser Lebensweise versuchen. Es dauerte dann aber noch von Mitte 2017 bis in den Januar 2019, den inneren Schweinhund niederzukämpfen, nachdem sich meine Gesundheit noch einmal verschlechtert hatte und ich dann erst die Motivation hatte, wirklich meine Ernährungsgewohnheiten tiefgreifend anzugehen. Ausschlaggebend war auch meine damalige bewusste Auseinandersetzung mit Tierhaltung und Produktionsbedingungen von Lebensmitteln. Das Tierwohl war dann wirklich meine größte Triebfeder, loszulegen. Nach den Bildern, die ich mir freiwillig zu dem Thema angetan hatte, gab es auch kein Zurück mehr.

Im Februar 2019 startete ich mit einem pflanzlichen Leberreinigungsprogramm. Hierbei konsumierte ich sehr große Mengen Obst und Gemüse wie nie zuvor in meinem Leben und zog die darauffolgende vegane Ernährungsweise unter striktem Ausschluss vorproduzierter Lebensmittel und bestimmter Nahrungsmittelgruppen für gute zwei Jahre sehr diszipliniert durch.

Und ich kann berichten, dass sich bei den nächsten medizinischen Untersuchungen alle wichtigen Blut-Parameter im Faktorbereich beeindruckend schnell in den optimalen Zustand zurückentwickelten.

Die Ärzte sagten dazu, dass sie diese Entwicklung sehr erfreulich fänden, und sie ermunterten mich, weiterzumachen, weil die Ergebnisse absolut eindeutig waren. Das Foto dieses Artikels zeigt mich im Sommer 2021 als ich meinen vermutlich besten körperlichen Zustand nach den Veränderungs-Maßnahmen erreicht hatte.

Die Wirkung der pflanzlichen Ernährung war so eindrucksvoll, dass ich in den ersten Wochen große und zum Teil schmerzhafte Beschwerden bei der Umstellung hatte und den „Entzug“ der üblichen Nahrung wirklich körperlich und psychisch spürte.

Nach zwei Jahren hohen Aufwands und mit einem enormen Erkenntnisgewinn zur Kraft natürlicher Lebensmittel, passte ich meine Ernährungsgewohnheiten erneut an, um in meine gemäßigtere Komfort-Zone mit einem machbaren Tagesaufwand an Vorbereitung zurückzukehren. Heute bin ich nach wie vor Vegetarier und nahe am Veganismus, sehe das Ganze aber entspannter und weniger dogmatisch als zu der Zeit, in der ich die Heilungseffekte des radikalen Ernährungswechsels benötigte.

Bei diesen Erfahrungen ist es wichtig, das Dogma eines Ernährungsglaubens langfristig zu managen, bis man dort angelangt ist, wo man sich rundum wohl fühlt. In meiner späteren Ausbildung im Jahr 2020 zum Integrativen Gesundheits-Coach, die parallel zu meinen angewandten Ernährungs-Experimenten stattfand, lernte ich den wichtigen Begriff der Bio-Individualität kennen.

Diese sagt aus, dass es für jeden Menschen eine Wohlfühlzone gibt, die wir erspüren können und in der uns der Körper selbst mitteilt, wie die Verträglichkeit bestimmter Ernährungsweisen zu uns passt. Es gilt mit diesem Gespür, jenseits aller Überzeugungen, Vorstellungen und Glaubenssätze, seinen eigenen Weg zur Ernährung zu finden. Ein sehr sympathischer und gesunder Ansatz beim Thema Ernährung seine „Zone“ zu entdecken.

Als Fazit dieser Erfahrungen kann ich sagen, dass ich diese teilweise krassen Ernährungsexperimente immer sehr spannend, interessant und aufschlussreich fand. Ich habe nichts bereut und ein gutes Gefühl dafür entwickelt, was bestimmte Maßnahmen bringen. Ich habe auch gelernt, dass Ernährungsumstellungen mit dem Ziel Gewichtsverlust und Gesundheitsgewinn ohne Diäten auskommen. Es geht darum, wirkliche Nährstoffe aufzunehmen und weitestgehend natürliche Nahrungsmittel zu konsumieren, um in den Wohlfühlzustand zu gelangen. Das kann man spielerisch und mit Vergnügen tun oder mit Verkniffenheit und Missionarsdrang. Alles habe ich an mir und durch mich erlebt. Es braucht das ganze Spektrum an Erfahrungen, um sein rechtes Maß zu finden.

Ernährung ist ein polarisierendes Thema. Ernährung ist hochemotional.

Und eine hohe Intensität von erlebten Veränderungs-Ergebnissen ist die Grundlage für das Durchhalten und Erlangen psychischer Gesundheit, weil der Körper das Milieu für die Erzeugung diverser Botenstoffe bereitstellt, die uns psychisch einschränken oder fördern können. Somit ist körperliche Gesundheit mit in den Fokus zu nehmen, wenn psychische Beschwerden die Lebensqualität einschränken.

Alles ist mit allem verbunden.   

Herzliche Grüße,

Michael Harms

NB: Ich verwende der Einfachheit halber keine genderorientierte Differenzierung, respektiere diese aber vollkommen. Ich greife aus reinen Zeitgründen zur konservativen Schreibweise. Es sei mir hoffentlich verziehen 😊

 

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