Was ist der Unterschied einer Therapie beim Heilpraktiker für Psychotherapie zu den approbierten Kollegen mit Kassenzulassung?
Für Patienten/Klienten ist dies oft unklar. Deshalb hier die Unterschiede kurz erklärt.
Viel Spaß beim Lesen!
In Deutschland sind neben approbierten Psychotherapeuten auch Heilpraktiker auf dem Gebiet der Psychotherapie für Heilbehandlungen zugelassen. Das geht zurück auf die gesetzliche Regelung des Heilpraktikergesetzes.
Wer in Deutschland die Heilkunde ohne „Bestallung“, also ohne Approbation, ausüben will, bedarf einer Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde. Erteilt wird sie nach entsprechendem Sachkundenachweis in schriftlicher Prüfung und mündlicher Beurteilung vor der bestellten Prüfungskommission durch das zuständige Gesundheitsamt. Von da an ist dem „sektoralen“ Heilpraktiker (nur auf dem Gebiet der Psychotherapie) das berufsmäßige Betreiben der Psychotherapie in bestimmtem Rahmen möglich.
Es ist für die Patienten und Klienten manchmal etwas kompliziert zu verstehen, wo die Unterschiede liegen, deshalb hier eine kurze Zusammenfassung dessen, was der Patient/Klient, der Therapieleistungen sucht, im Vorfeld wissen sollte.
Per Definition ist Psychotherapie das methodische Handhaben psychologischer Verfahren auf emotionaler, kognitiver und verhaltensbezogener Ebene zur Therapie von psychischen oder psychosomatischen Störungen oder zur Bearbeitung von Lebensproblemen. (W. Frank)
Psychotherapie kann aus dem Griechischen auch als „Pflege der Seele“ übersetzt werden.
In Deutschland erfolgt die Anwendung der Psychotherapie durch ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten sowie in beschränkterem Umfang durch Heilpraktiker für Psychotherapie.
Die Bezeichnung Psychotherapeut ist in Deutschland nach dem Psychotherapeutengesetz geschützt und darf nur von Psychologischen Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie ärztlichen Psychotherapeuten geführt werden. Deshalb dürfen Heilpraktiker für Psychotherapie nicht die Berufsbezeichnung „Psychotherapeut“ nutzen.
Was sind die Einschränkungen für den Heilpraktiker in der Psychotherapie?
- Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen keine Rezepte ausstellen oder Psychopharmaka verschreiben.
- Heilpraktiker rechnen in der Regel nicht mit den gesetzlichen oder privaten Krankenkassen ab, außer, es besteht eine Zusatzversicherung, die Heilpraktiker-Leistungen deckt. In diesem Fall wird häufig aber nur ein Teil der Honorare und dann auch nur für einen Teil der Regelsätze der Gebührenordnung für Heilpraktiker erstattet. In der Regel erfolgt die Erstattung meist auch nur für Therapieverfahren, die den zugelassenen Regelverfahren in Deutschland entsprechen.
Dies sind momentan die folgenden wissenschaftlich anerkannten Verfahren:
Psychoanalyse
Tiefenpsychologisch fundierte Verfahren
Verhaltenstherapie
Systemische Therapie
Gesprächspsychotherapie
- Heilpraktiker für Psychotherapie dürfen nur in einem begrenzten Spektrum psychischer Erkrankungen Therapien durchführen.
Es gibt hunderte von Psychotherapiemodalitäten auf der Welt. Die meisten beruhen auf Hypothesen und Theorien der Wirksamkeit. Anerkennung als „evidenzbasiert“ erhalten Verfahren, die in wissenschaftlichen Kontrollstudien ihre Wirksamkeit mit einer definierten statistischen Signifikanz für einen abgesteckten Bereich von psychischen Störungen gezeigt haben und dann in einem Zulassungsverfahren als wissenschaftlich anerkannt akkreditiert werden. Auf zugelassene Verfahren entfallende Therapieleistungen können von den Krankenversicherern abgerechnet werden.
Heilpraktiker für Psychotherapie haben Therapiefreiheit. Die angewandten Verfahren erweitern damit das Spektrum der verfügbaren Psychotherapiemethoden. Der Heilpraktiker für Psychotherapie schließt einen Behandlungsvertrag mit Selbstzahlern, die sich den Anwender der Methode selbst ausgesucht haben und bereit sind, sich diesen Methoden anzuvertrauen. Bei Selbstzahlern beobachte ich eine große Neigung zur Übernahme von Selbstverantwortung für die eigene Gesundheit, was den Heilungsprozess und Therapieerfolg maßgeblich unterstützt.
Der Heilpraktiker darf nur bestimmte Störungsbilder behandeln und trägt die Verantwortung für die professionelle und kompetente Durchführung der erlernten Methoden und Verfahren.
Welche Störungsbilder behandelt der Heilpraktiker für Psychotherapie?
Heilpraktiker für Psychotherapie betreiben zum Beispiel Psychotherapie für Betroffene von Angst- und Panikstörungen, Anpassungsstörungen und bestimmten Erkrankungen des depressiven Spektrums, um nur einige Störungsbilder zu nennen, unter denen heute statistisch große Teile der Bevölkerung leiden.
Ein umfassendes Fachwissen, ständige Weiterbildung und eigene Supervision, sowie ein guter Versicherungsschutz und die Zugehörigkeit zu einem Berufsverband und das Unterstellen unter eine Berufsordnung sind Qualitätskriterien eines seriösen Heilpraktikers für Psychotherapie.
Heilpraktiker für Psychotherapie behandeln Störungen mit Krankheitswert. Was ist das?
Eine Definition ist: Krankheitswertiges subjektives Leiden liegt dann vor, wenn die Probleme oder Beschwerden schon über einen längeren Zeitraum bestehen, und natürliche Anpassungsprozesse nicht adäquat erfolgt sind.
Was ist der Mehrwert der Heilpraktiker für Psychotherapie?
Wie allgemein bekannt ist, ist die Kapazität des Gesundheitssystems in Deutschland im Bereich der psychischen Erkrankungen stark ausgelastet. Besonders nach der Corona-Pandemie stiegen nochmals die bereits hohen Fallzahlen diagnostizierter und behandelter Therapiefälle.
Die Konsultation eines Heilpraktikers für Psychotherapie kann den Patienten oftmals schneller als das Kassensystem zum Beginn einer Therapie verhelfen. Wartezeiten auf einen Therapieplatz beim approbierten Therapeuten können über diesen Weg reduziert werden in Form einer Überbrückung der Zeit bis zum Beginn einer kassenunterstützen Therapie. Somit stützt die Verfügbarkeit kompetenter Heilpraktiker die angespannte Gesundheitsversorgung in Deutschland.
Auch können die alternativ genutzten Therapie-Ansätze und Methoden beim Patienten als Zusatz zu bereits erprobten Standard-Verfahren erweiterten Nutzen haben und die Wirkung der Therapie unterstützen.
Was ist der vermutlich mächtigste Wirkfaktor der Psychotherapie?
Nach der Theorie der unspezifischen Wirkfaktoren (nach Grawe 1998) haben Methoden, Prozesse und Theorien in der Psychotherapie vermutlich einen Anteil von 15% an den gewünschten therapeutischen Veränderungen. 85% entfallen hingegen auf die spezifischen Eigenschaften des Patienten/Klienten und eine funktionierende therapeutische Beziehung zwischen Klient/Patient und Therapeut.
Heilpraktiker für Psychotherapie erweitern somit die Auswahl an verfügbaren therapeutischen Beziehungen für die Betroffenen psychischer Leidenszustände.
Wie sehe ich meine eigene Rolle?
Die Vorteile, die ich meinen Patienten anbiete, sehe ich primär in diesen Faktoren:
- Aufgrund meiner bisherigen Karriere in der Wirtschaft, muss ich meine Leistung nicht unter dem Druck des Vollerwerbs anbieten. Das erlaubt mir, mich auf meine Patienten zeitlich intensiver einzulassen, weil ich keinen kostenintensiven Vollbetrieb mit Personal in meiner Praxis führen muss.
- Mein Augenmerk liegt darauf, komplementäre Verfahren mit Elementen der akkreditierten Psycho-Therapie-Modalitäten zu kombinieren. Ich vereine wissenschaftlich validierte Verfahren mit alternativen Methoden und entwerfe für jeden Patienten/Klienten eine eigene Vorgehensweise aus den mir zur Verfügung stehenden Verfahren.
- Ich bilde mich permanent weiter und bin besonders interessiert an neurowissenschaftlich orientierten Erkenntnissen und Methoden, die meine Ansätze bereichern können.
- Bevor wir einen Behandlungsvertrag schließen, wird die Honorar-Frage vor dem Hintergrund der sozialen Leistungsfähigkeit des Patienten/Klienten berücksichtigt, so dass ich sicherstellen kann, dass sich die meisten meiner Patienten/Klienten die Behandlung auch leisten können.
- Die von mir genutzten Methoden setzen an der Ursachenforschung an. Die Berücksichtigung des biografischen Hintergrunds des Patienten/Klienten ist essenziell für den Therapieerfolg und für die Dauer der Intervention. Ich kann keine Erfolgsversprechen für die Therapiearbeit geben. Das wäre unethisch und unseriös.
- Mein Ziel ist es immer, das bestmögliche Ergebnis in der geringstmöglichen Zeit zusammen mit meinen Patienten/Klienten erreichbar zu machen.
- Zusätzlich zur therapeutischen Arbeit biete ich meinen ganzheitlichen Coaching-Ansatz an, der ab einem bestimmten Therapie-Fortschritt, weitere Entwicklung möglich machen kann.
- Mir liegt zudem die individuelle psychologische Beratung von Betrieben und deren Führungskräften und Mitarbeitern am Herzen. Im Rahmen eines modernen betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) kann psychologische Betreuung helfen, emotionale Konflikte zu mildern oder zu lösen und ungenutzte Potenziale der Unternehmen nach deren Beseitigung zu heben. Viele dieser Konflikte gründen auf psychischen Herausforderungen von Mitarbeitern und Führungskräften. An diesem Punkt anzusetzen, kann ein Gewinn für ein effektives BGM sein.
Eine wünschenswerte Zukunft ist für mich ein produktives Nebeneinander von Komplementärmedizin und approbierten Kollegen, um dem Patienten/Klienten den größtmöglichen therapeutischen Nutzen zu bieten.
In diesem Sinne freue ich mich über alle Interessierten, die uns Heilpraktikern für Psychotherapie ihr Vertrauen schenken.
Herzliche Grüße,
Michael Harms
NB: Ich verwende der Einfachheit halber keine genderorientierte Differenzierung, respektiere diese aber vollkommen. Ich greife aus reinen Zeitgründen zur konservativen Schreibweise. Es sei mir hoffentlich verziehen 😊 Foto von Priscilla Du Preez auf Unsplash
