Blog #27 – Die Illusion der Getrenntheit

Mit sich erweiternder Erfahrung gelingt es immer besser Muster zu erkennen.

In diesem Fall sind es persönliche Muster von Klienten, die alle durch ihr Zutun wie kleine Mosaiksteinchen unsere kollektive Realität formen.

Jeder trägt mit einem eigenen Pixel zum aktuellen und zukünftigen Weltbild teil.

Wenn dich interessiert, wie wir unsere persönlichen Anteile für ein sich neu formendes positives Weltbild einbringen können, dann lies bitte weiter.

Ich greife nicht mehr so häufig zum Bloggen auf meiner Website, weil die Tage immer gut gefüllt sind und ich mich dazu entschieden habe, immer nur noch einen Blogartikel zu verfassen, wenn ich etwas wirklich dauerhaft festhalten will, was für meine Klienten von Interesse sein könnte und diese unterstützen kann.

In der täglichen Arbeit habe ich es mit unterschiedlichen Auftragsstellungen zu tun.

Da gibt es die körperlichen oder seelischen Symptome, die dazu führen, dass die Lebensqualität für die Betroffenen so weit beeinträchtigt ist, dass der Gang zum Psychotherapeuten oder eben zu mir als Heilpraktiker für Psycho-Therapie als eine Lösungsmöglichkeit ernstgenommen wird.

Und da gibt es auch die Herausforderungen, die zwar zu Stress und Überforderung führen aber noch keinen Krankheitswert haben, aber einer Auflösung für den Klienten bedürfen. Hier kommt das Coaching zum Zuge.

Um dann die Arbeit beginnen zu können, ist ein Blick auf die Muster, die das Denken, Fühlen und Handeln, das Verhalten und die emotionalen Reaktionen von Menschen bedingen, notwendig.

Und hier ist in meiner gegenwärtigen Alltags-Wahrnehmung in der Praxis ein großer Musterkomplex bei so gut wie allen Klienten zu erkennen:

Die allermeisten Themen haben einen gemeinsamen Nenner, den ich die Illusion des Getrenntseins nennen möchte. Dies ist ein Begriff, der für mein Empfinden das Dilemma aufzeigt:

Der moderne Mensch, der sich Hilfe sucht, scheint sich immer häufiger als getrennt von sich selbst, seinen Seelen-Bedürfnissen und von anderen in seinem Umfeld und allgemein von den natürlichen Lebensbedingungen zu sehen.

Da wir ein sehr starkes Grundbedürfnis nach Überlebenssicherung haben, ist es essenziell für uns, in Sicherheit und Verbundenheit leben zu können.

Sicherheitsbedürfnisse können wir vermutlich alle sehr gut nachvollziehen, besonders im Land mit einer der höchsten Versicherungsdichten der Welt (mein alter Beruf lässt kurz grüßen).

Aber was heißt eigentlich Verbundenheit? Mit wem oder was muss ich verbunden sein, um mich geborgen fühlen zu können?

Und warum fühle ich mich unverbunden, obwohl wir in Zeiten von sozialen Netzwerken und, zumindest in diesem Teil der Welt, in sehr dicht besiedelten Gebieten leben?

Die Muster, die im Klienten-Gespräch deutlich herausragen, sind meist folgender Natur:

  • Soziale und familiäre, oft generationsübergreifende, emotionale Konflikte, die ungelöst sind
  • Eine Ballung gesellschaftlicher Krisen, die nicht mehr ausgehalten werden können und daher zu Rückzugs-Reaktionen bei den Menschen führen, weil diese das Gefühl haben, keinen persönlichen Einfluss nehmen zu können – Kontrollverlust!
  • Angst vor Gegenwart und Zukunft, vermischt mit Belastungen aus der Vergangenheit, die eine Inflexibilität des Denkens und der emotionalen Reaktionen im Heute bedingt

Als Konsequenz werden „neurotische“ Kompromisse geschlossen: die natürlichen Impulse, zu leben und zu wachsen, stehen zurück hinter diversen Sicherheitsbedürfnissen. Es kommt zu einem Verlust der natürlichen Kapazität zur Selbstentwicklung, mit der wir grundsätzlich fast alle geboren werden.

Der Impuls, Risiken einzugehen, um herauszufinden, wer wir sind und was wir wollen, verkümmert.

Das Gefühl dafür, sein Leben gestalten zu können kommt im großen Stil abhanden.

Was bräuchte es dafür, sein Leben nach seinen eigenen Vorstellungen leben zu können?

  • Anpassungsfähigkeit – stabil zu bleiben, auch wenn sich die Umstände ändern
  • Lernen durch Versuch und Irrtum – Fehler sind Helfer
  • Die Fähigkeit, sich mit sich selbst und anderen zu verbinden. Also sein eigenes Ego mit seiner Seele zusammenzubringen und sich mit anderen und sich selbst sicher zu fühlen
  • Die Fähigkeit, mit anderen zu kollaborieren und dadurch mehr Resilienz (Widerstandsfähigkeit) zu erlangen
  • Die Fähigkeit die heutigen Komplexitäten meistern zu können. Dieser Zustand der Komplexitätserhöhung in einer modernen digitalisierten und globalen Welt wird nicht mehr weggehen, also müssen wir die Fähigkeiten erlernen, mit dieser Herausforderung umgehen zu können

Letztlich müssen wir uns immer zwischen Sicherheit und Wachstum entscheiden.

Früher brachte uns der Schutzmechanismus der Anpassung durch Konformität auf einen sicheren Weg, weil ein Mitschwimmen mit dem System durch soziale Sicherungssysteme einigermaßen zu funktionieren schien. Leider blieb dabei zu oft die eigene Ich-Findung auf der Strecke.

Gerade Menschen im mittleren Alter erkennen das heute anhand von seelischen oder körperlichen Beschwerden oder massiven Blockaden und wünschen sich aus diesem Empfinden heraus, es allein nicht mehr schaffen zu können, Rat und Hilfestellung.

Auf diesem Weg hilft es das „Selbst“ aus seinem Gefängnis zu holen, alte konditionierte Überzeugungen zu hinterfragen und aufzulösen und dann herauszufinden, was STATTDESSEN im Leben priorisiert und empfunden werden soll.

Wir müssen, einfach gesagt, besser werden in unserem SEIN.

Dafür müssen wir uns bewusst für ein sinnvolles, werte- und bedürfnisorientiertes Leben entscheiden und den dann entstehenden Raum der Möglichkeiten damit füllen, was unseren Seelen-Bedürfnissen Platz einräumt.

Die Frage kann sein: „Was gibt dir tiefe gute Gefühle, ein sinnvolles Dasein führen zu können, statt sich mit externen Stimuli lediglich „am Leben zu halten“?“

Ich möchte ein Zitat von Gerald Hüther einfügen:

„Wir werden krank, weil wir das, was uns krank macht, für etwas halten, das uns glücklich machen soll.“

Dinge, die uns selbst nicht guttun nicht mehr zu tun, ist ein Geheimnis zufriedener und gesunder Menschen.

Veränderung geschieht, wenn aus Werten Handlungen werden, die Veränderung erzeugen.

Und das sind die kleinen Pixel unsere Selbstbeiträge, die das Bild von der zukünftigen Gesellschaft formen werden, wenn wir uns aufmachen, Veränderung zu leben.

„Psychotherapie und auch Coaching wenden sich an das Potenzial der Selbstfindung und Selbsterkenntnis durch Stimulation von Selbst-Reflexion.“

Dieses Abschluss-Zitat von Psychologie-Professor Dr. Michael Milburn von der University of Massachusetts bringt es vortrefflich auf den Punkt.

Ich unterstütze gerne auf deinem eigenen Weg.

Herzliche Grüße,

Michael Harms

NB: Ich verwende der Einfachheit halber keine genderorientierte Differenzierung, respektiere diese aber vollkommen. Ich greife aus reinen Zeitgründen zur konservativen Schreibweise. Es sei mir hoffentlich verziehen 😊

Foto von Max Böhme auf Unsplash

Über mich

Hier erfährst du mehr über mich und

meine Geschichte.

Mein Angebot

Erfahre alles über

meine Methoden und Angebote.